Im ersten Berufsschuljahr stehen die Grundlagen der Botanik auf dem Lehrplan. Dazu gehört unter anderem der Aufbau einer Pflanze: Wurzel, Spross, Blatt, Stamm und Blüte. Neben Zeichnungen und Modellen aus dem Unterricht bietet eine praktische Mikroskopiereinheit einen spannenden Zugang zum Thema.
Ein Mee(h)r an Blüten – Botanik zum Anfassen
An der Berufsschule in Ellerhoop nutzen wir dafür nicht nur klassische Mikroskope, sondern auch Binokulare. Anders als bei herkömmlichen Mikroskopen müssen Präparate hier nicht hauchdünn geschnitten werden – stattdessen lassen sich auch größere Objekte wie ganze Blüten betrachten. Für unsere Unterrichtseinheit sammelten wir Blüten direkt auf dem Schulgelände und untersuchten sie selbstständig.
Gänseblümchen – mehr als nur eine Blüte
Ein bekanntes Beispiel ist das Gänseblümchen (Bellis perennis). Was auf den ersten Blick wie eine einzelne Blüte erscheint, ist in Wirklichkeit ein sogenannter Blütenstand – ein „Körbchen“ aus vielen kleinen Einzelblüten. Die weißen Randblüten nennt man Zungenblüten, die gelben in der Mitte Röhrenblüten. Dieses Prinzip findet sich in vielen Pflanzenarten: Mehrere Einzelblüten wirken wie eine einzige große.
Blütensymmetrie – Spiegelbildliche Vielfalt
Blüten lassen sich auch nach ihrer Symmetrie einteilen. Monosymmetrisch bedeutet, dass sie nur entlang einer Achse gespiegelt werden können – wie beim Hornveilchen (Viola cornuta). Disymmetrische Blüten, wie bei der Forsythie, lassen sich entlang zweier Achsen spiegeln. Und radiärsymmetrisch sind Blüten, die von mehreren Seiten gleich aussehen, wie etwa viele Wildblumen.
Überraschung beim Hartriegel
Ein besonders spannendes Beispiel ist der Hartriegel (Cornus), etwa der Japanische Blumen-Hartriegel (Cornus kousa) oder der Teppich-Hartriegel (Cornus canadensis). Die vermeintlich großen weißen oder rosa „Blüten“ bestehen in Wahrheit aus Hochblättern – speziell geformten Blättern, die Insekten anlocken. Die echten Blüten sind viel kleiner und unscheinbarer, was unter dem Binokular eindrucksvoll sichtbar wird.
Der „klassische“ Blütenaufbau
Wie sieht nun eine typische, einfache Blüte aus? Sie besteht aus Kelchblättern (meist grün), Kronblättern (oft bunt), Staubblättern (mit Staubbeuteln und -fäden) und dem Fruchtblatt mit dem Stempel in der Mitte. Diese Struktur lässt sich sehr gut bei Apfelblüten (Malus), Kirschblüten (Prunus) oder beim Felsen-Storchschnabel (Geranium macrorrhizum) erkennen. Besonders eindrucksvoll leuchtete bei letzterem der Pollen unter dem Binokular.
Diese Unterrichtseinheit war nicht nur anschaulich und spannend, sondern auch besonders praxisnah. Der direkte Blick auf die Blüten hat die theoretischen Inhalte greifbar gemacht – ein echtes Highlight im Botanikunterricht.